Ich hatte eine Teeoffenbarung. In der Mittagspause. Eigentlich nur ein Tee, der im Pausenraum rumstand, zufällig(!?) der einzige, der Schwarztee enthielt. Das Geschmackserlebnis war von einer solch feinen Schmeichelung, dass es mich wie eine Erfüllung traf. Meine Geschmacksnerven verzaubernd durch seine Sanftheit, offenbarte er eine sehr hohe Qualität und vorzüglichen Wohlgeschmack. Dann stellte ich, die Verpackungsaufschrift lesend, fest dieser Tee ist für die innere Ruhe und Klarheit zusammengestellt.
Innere Ruhe und Klarheit. Wenn nicht das, was suchte ich sonst? Und finde es im Moment.
Eigentlich ist dieser Tee nur ein sinnlich wahrnehmbares, benennbares Phänomen, das dem System, in das ich gerade reinkomme Ausdruck verleiht. Das System der Ausgeglichenheit.
Wie das Schicksal es wollte verkaufen wir diesen Tee zwar leider nicht mehr, aber ich hab meiner Liebsten davon erzählt, die wiederum am Abend vorher in ihren Lebensmittelschränken mal richtig aufgeräumt und ausgeräumt hat. Und, ja, genau. Sie hatte in einer versteckten Ecke ganz genau diesen Tee gefunden, originalverpackt, ungeöffnet. Und, obwohl der Beschreibung nach sie diesen Tee genauso gut gebrauchen kann wie ich, schenkte sie ihn mir.
Ist das nicht schön?!
Genau das meine ich. Ich kenne morbides Empfinden und Verhalten. Aber mir gelingt es mich davon loszumachen. Und nichts anderes suchte ich. Weil ich nicht im Hass und in der Verzweiflung zwischen den Welten leben will- zwar kann und musste-, weil ich kein Pessimist bin, der sich suhlt in seinen perversen Phantasien, sondern an ihnen leide. Ich leide stark und tief. Aber es ist nicht mein Ziel, nichts mit dem ich ausschließlich identifizieren kann und will. Es gehört zu mir, aber es beginnt mich freizulassen statt gefangen zu halten. Ich tue alles mit Leidenschaft: leiden und lieben. Aber es ist einfach schöner für mich zu lieben. Und ich kann die Liebe des Lebens empfinden. Wofür ich begabt bin. Womit mein Großvater – seines Zeichens Pfarrer- mich auf seinem Totenbett segnete.“Geboren um zu lieben und geliebt zu werden“, und er traf mich so genau so tief.
Genau. Klar. Ausgeglichen.
23.11.2008
Die Teeoffenbarung
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14.11.2008
Gesegnet
Geliebter Lebensbaum,
von Deinen grünen jungen saftigen Blättern hab ich geträumt. Nach jungen Trieben habe ich gestrebt.
Und durch den Zauberwald bist Du mit mir gelaufen, ich in Deiner Schutz bietenden Krone sitzend.
Aber es war so aufregend. So furchtbar aufregend, dass mich die Angst befiel zu fallen vom heiligen Ort.
Da kam ein egler Zwerg des Wegs und lachte mir zu: „Du weißt seinen Namen, sprich mit ihm!“
Ich sagte Dir Geliebter, welche Angst mich plagt. Und Du tröstetest mich. Auffangen würdest Du mich mit Deinen Zweigen, fallen würde ich nicht.
So sicher wähntest Du mich. Ich habe es gesehen, gefühlt, gehört. Aber glauben konnte ich erst heute.
Du hast Dein Versprechen gehalten.
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Perfekter Tag
Um sieben aufstehen, um arbeiten zu gehen.
Was wäre das ein belangloser Satz, würde darin nicht soviel Erfüllung liegen. Mein Wunsch einer geregelten Arbeit ist wahr geworden.
Und mein ehemaliger, letzterer Zustand alles, aber keineswegs vergessen. Ich habe den Job, der mich ob meines Kontos wieder schlafen lässt. Ein Job der mich wohin gehören lässt. Zu einem Team, die alle, mit denen ich bisher zu tun habe die Sorte normaler Mensch sind. Auch belanglos, wenn nicht dahinterstünde, dass ich freundlich, offen, hilfegebend, natürlich meine. Ich gehöre an einen Arbeitsplatz, mir sind Aufgaben anvertraut. Meine Woche, meine Tage, meine Stunden haben einen Anfang und ein Ende. Ich bekomme im Laufe des Tages und am Ende gesagt ich wäre gut.
Ich bekomme gesagt, ich mache meine Sache gut.
Ich habe eine Aufgabe, die von mir nicht weniger verlangt als ich kann, aber auch nicht mehr, als ich möchte. Genug um ausgelastet zu sein ohne belastet zu sein.
Meinen Heimweg um halb zwei mitten am Tag, trete ich mit einer Kollegin (und „zufälliger“ Weise noch meine liebste, beste, herzlich geliebte Freundin) an.
Einen Tee gemeinsam trinken und über uns und die Arbeit quatschen.
Wie oft ich bei Dir saß und gequatscht hab. Wie sehr habe ich letztes Wochenende im Suffkopp beim Stefan auf dem Sofa gesessen und an Dich gedacht. Einen Liebesbrief im Kopf schreibend. An meinem Zwilling im Geist.
Du bist die Freundin, die ich vermisst habe. 10 lange Jahre lang. Und warst immer da. So verstanden kann man sich nicht von jedem fühlen, sich so wohlfühlen, sein können wie man ist, geliebt sein wie man ist. Das geht nur bei bestimmten Menschen.
Exkurs
Die für mich eindeutigste und zutreffendste Antwort auf die Frage, ob es das 'Schicksal' gibt:
Ja, aber es müsste treffender Bestimmung heißen.
Erstens sind wir alle durch unsere Einzigartigkeit ( als einzigartig in der relativen Zusammensetzung von Grundsubstanzen) bestimmt.
Zweitens sind wir alle ( und alles um uns herum ) durch die gleichen Grundsubstanzen bestimmt ( die aber immer in ihrer individuellen Zusammensetzung absolut einzigartig sind).
Drittens werden wir von ewigen Gesetzen bestimmt ( die das Verhältnis der Grundsubstanzen zueinander bestimmen).
Und wenn es in einer extrem Situation positiv oder negativ mit viel Gefühl wahrgenommen wird, erkennen wir es und nennen es manchmal Bestimmung, oder eben Schicksal.
Exkurs Ende
Und dann geh ich heim, mach mir einen Tee, ohne könnte ich glaub gar nicht leben. Verpasse mir eine ganz leichte Dosis Sünde. Bewusst genießend.
Höre geile Musik und schreibe.
Und heraus kommt einer dieser wunderbaren Tage, wegen denen das Leben sich lohnt.
Eigentlich nur für mich in seiner reizenden Banalität so perfekt; und dem, was ich dahinter lese, sehe, schmecke, rieche, höre und fühle.
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03.11.2008
Arbeitslosigkeit
Telefonate führen, für Anfragen, Absagen, Abmachungen. Emails schreiben, für Anfragen, Absagen, Abmachungen. Bewerbungen schreiben, abschicken, auf Reaktionen warten. Zu Terminen gehen, Nachbarschaftshilfe, Ehrenamt, Bewerbungsgespräche.
Ein Termin hat mir letzte Woche gut getan, ein privater war schön. Ich habe liebe Freunde, einen tollen Ehemann.
Aber alles, was sonst geschieht, geschieht so alleine, dass es mich einsam macht, weil bisher nicht wirklich etwas dabei rauskommt. Klar, jeder ist bei seiner Arbeit einsam, aber die meisten können am Ende des Monats wenigstens sagen: ich habe meinen Lebensunterhalt verdient. Sie haben Arbeitskollegen, mit denen sie gut bis gar nicht klarkommen, ich hocke alleine zu Hause.
Und ja, ich kann das unterbrechen, ich kann auch von meiner Einsamkeit und meiner Geschäftigkeit erzählen, bleibe aber letztlich eben doch alleine damit.
Es ist nicht wie in der Klinik, nicht wie an der Uni, nicht wie an der Schule: zusammen mit anderen bestimmte Aufträge haben, einen Platz in der Struktur und den auszufüllen genügt. Das ist, was sich einsam im eigentlichen Sinn anfühlt. Nicht zu einem System sich gehörig fühlen, sondern sich selbst dieses System Tag für Tag, Woche für Woche gestalten zu müssen. Mir kann keiner außer mir sagen, das haben Sie gut oder weniger gut gemacht, weil es mir keiner aufträgt und keiner das Ergebnis sieht. Außer ich. Und selbst ich sehe kein wirklich Ergebnis.
Die zwei Systeme zu denen ich gehöre: Nachbarschaftshilfe und Ehrenamt genügen nicht, um umfassend zu sein, um die Woche auszufüllen, um eine Persönlichkeit auszufüllen, sie füllen nicht mal ganze Tage, und unterbrechen dazu damit mein eigenes System.
Selbst an einem Abend mit Freunden kann ich nicht richtig abschalten und fühle mich angespannt.
Ich kann mich selbst nicht belohnen, weil ich das Gefühl habe, es kommt nichts dabei raus. Es ist wie in einem schlechten Arbeitszeugnis, am Ende der Woche denke ich: ich habe mich bemüht.
Ich habe mir jahrelang Belohnung anders gegeben, und jetzt, wo ich mich wieder so alleine fühle, um mich selbst drehend und mich selbst nicht weiterkommen sehe, weiß ich nicht wie ich mich belohnen soll. Mir fehlt mein Kiffen. Ich habe das ganze beschissene Wochenende an nichts anderes gedacht. Hätte ich die Möglichkeit, ich würde mir was besorgen, und es wäre mir egal, ob ich es mir leisten kann oder nicht, es wäre viel. Ich würde unter der Woche meinen Plan durchziehen und es nur für mich behalten, mit niemandem teilen, am Freitagabend anfangen und bis Sonntagabend durchkiffen. Nur, dass ich dann wieder zwei Tage brauchen würde um nüchtern zu werden ist blöd. Und ich dann doch wieder unter der Woche kiffen würde, weil es einfach bei mir so ist, das wäre auch blöd.
Aber ich würde gerne, wirklich, und nur für mich alleine, so alleine wie ich mich mit dieser ganzen Scheißsituation nach wie vor fühle. Und es nicht die Schuld derer ist, die mich gar nicht alleinelassen, und ich weiß und fühle, dass sie mich lieben, aber mir hierbei einfach nicht helfen können. Sogar, obwohl sie mir zu Bewerbungsgesprächen verhelfen, gegen diese Einsamkeit, die mich umgibt können sie nicht helfen. Und es nicht nur ein diffuses Gefühl von mir ist, sondern Fakt. Fakt ist, bei aller Hilfe, machen muß ich alleine und rauskommen tut bisher nicht wirklich etwas, und damit muss ich alleine klarkommen.
Und mich in zwei Systeme einfügen, die mich nicht halten, sondern nur fordern im Moment.
Obwohl das Ehrenamt mir bisher dachte ich Spass machen wird, aber ich hab jetzt meine Mitarbeiter kennen gelernt. Sind echt in Ordnung, aber wir sind Universen voneinander entfernt. Außerdem dachte ich, es fängt im September an und geht bis Dezember, jetzt bin ich seit September in 'Es-fängt-an-Spannung', und es beginnt erst jetzt richtig und geht bis Februar. Damit habe ich nicht gerechnet.Wieder Kraft, die ich da reinstecken muss, und mehr als ich dachte, und bringen tut es mir erstmal nichts. Vielleicht irgendwann, sowie Mittelstadt mir jetzt wenigstens bringt, ich weiß, dass Jugendliche mich 'korrekt' finden.
Genauso wie in die Nachbarschaftshilfe, da muss ich mich auch melden, weil die Einsatzleitung ein Gespräch mit mir wünscht, was weiß ich warum. Auch wieder Kraft, die mir nix bringt. Und der einzige Einsatz den ich noch hab macht mir keinen Spass, ich werde mit der Familie nicht wirklich warm.
Und dann, hab ich noch nicht entschieden, was ist, wenn ich den Job beim Marktladen haben kann, was mache ich dann mit Iltis? Diese Entscheidung, wo ich allen sage: ich entscheide, wenn ich es weiß, ob ich den Job haben kann. Es lässt mir trotzdem keine Ruhe und ich bin angespannt ob der Zu- oder Absage.
Ich finde keine Ruhe, weiß nicht, wie ich mich selbst wirkungsvoll belohnen kann, bin stier ohne Ende, fühle mich einsam um mich selbst drehend, nirgendwo wirklich dazugehörend und es ist schon wieder Montagmorgen, das ganze fängt von vorne an und hat am Wochenende nicht wirklich aufgehört.
Nach wie vor die gleichen Probleme, bei denen mir meine Liebsten nicht mal helfen können, egal, wie sehr sie wollen. Nach wie vor kein Gefühl einer Zugehörigkeit zu einem festen System, in dem es weder zu viel noch zu wenig ist einfach ich zu sein. Und gleichzeitig von morgens bis abends, von Montag bis Samstag mit der Organisation und den Versuchen dorthin zukommen beschäftigt zu sein. Wohlgemerkt mit den Versuchen, ein Ergebnis habe ich keines.
Und wieder werde ich mich nicht hinsetzten und weinen, sondern weiter kämpfen, weiter machen, in der Hoffnung, doch eines Tages anzukommen. Eine Bewerbung schreiben, Wäsche machen, zur Nachbarschaftshilfe gehen und zu einem Ehrenamttreffen, morgen zum Sport, dann zu meiner Stunde, dann zum Ehrenamt, dann mit einer Freundin treffen...
P.S.:
Lange Rede, kurzer Sinn:
Ich drehe mich um mich alleine, kein System, an das ich mich anpassen kann, dabei bin ich darin so unglaublich gut. Dadurch bin ich mit der Bewertung dessen, was ich tue auch auf mich alleine zurückgeworfen. Und ich sehe keine Ergebnisse, was nicht zu einer positiven Bewertung führt. Also alleine mit einer schlechten Bewertung über mich. Das ist, was mich wahnsinnig macht.
Eines muss ich mir merken: wenn es eines Tages doch so kommt, dass ich eine Festanstellung habe, muss ich mich bewusst von diesem Denkmuster verabschieden, nicht, dass ich es mitnehme, wenn meine Situation sich ändert. Und sie wird sich ändern, das muss ich mir bis dahin sagen. Immer und immer wieder.
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