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Betreten auf eigene Gefahr

Eltern haften für ihre Kinder

Do not try this at home

09.03.2008

Das Mädchen, der Zauberwald und die Quelle des Lebens





Es gab keine Zeit die man nennen könnte.
Sie war geflohen. Wovor hatte sie vergessen. Und oft fragte sie sich, warum gerade hierher. In diesen Wald. Ein Wald, wie es ihn nirgendwo sonst auf der Erde gibt, kein Wald, wir ihn kennen, wie er normal ist. Es war ein Ort, an den nur sie gelangt war, das wusste sie aber nicht.
Tief und dunkel war er. Seine Wege blieben nicht, sondern wandelten sich. Man konnte keinen Weg zurückgehen, denn nachdem man ihn betreten hatte veränderte er sich. Der Weg entstand so, wie sie ihn mit jedem einzelnen Schritt ging. Er existierte weder vorher noch nachher, sondern nur im Moment.
Jeder Baum des Waldes war einzigartig in seiner Art, seiner Größe, seiner Erscheinung. Manche waren unendlich groß, so dass sie die Baumspitzen nicht mehr sehen konnte. Manche so klein und zart, dass sie sich fragte, ob sie noch da sein würden, wenn sie an ihnen vorbeigestreift war. An manchen ruhte sie aus, an manchen ließ sie ihre Tränen der Verzweiflung fließen.
Und sie war verzweifelt. Sie wusste nicht mehr, warum sie hier war, wo sie war und sie fand keinen Weg. Sie ließ sich an den Wurzeln der stärksten und schönsten nieder und weinte so bitterlich und lange, dass ihre Tränen wahre Bäche bildeten. Sie flossen über ihre Wange, ihren Körper entlang und letztlich ergossen sie sich auf die Erde zu ihren Füßen. Dort konnten sie von den Wurzeln der Bäume aufgenommen werden. So saß sie dort, weinte und tränkte die Bäume des Waldes mit ihren Tränen.
Da es dieser Wald war, in dem nur diese Bäume standen waren die Bäume dankbar für das salzige Wasser. Sie dankten dem Mädchen auf ihre Art, in dem sie Früchte heranreifen und von ihren Zweigen fallen ließen, die eine Wohltat für das Mädchen waren. Es waren bunte, wunderschöne Früchte, eine saftiger und wohlschmeckender als die andere. So musste das Mädchen nicht hungern oder dursten.
Wenn sie nicht umherirrte oder weinte schlief das Mädchen. Erschöpft von ihrer Angst nicht wieder aus dem Wald hinauszufinden, erschöpft von den Tränen und gesättigt und fast ein wenig geborgen unter den Bäumen.
Dann träumte sie. Sie träumte davon, wer sie gewesen war, wer sie sein wollte und wer sie war. Manchmal waren es furchtbare Alpträume, dunkler als der Wald, trauriger als ihre Tränen und gefährlicher als ihre Auswegslosigkeit. Manchmal waren es wunderschöne Träume, bunter und heller als die Früchte, ruhiger als ihr Tiefschlaf und noch viel viel freundlicher als die Bäume.
In manchen Träumen sah sie sich durch den Wald irren und sah, wie der Weg unter ihren Füßen entstand und verschwand mit dem nächsten Schritt. Diese Träume brachten sie dazu zu verstehen, wie sie den Weg finden konnte, den sie suchte.
Sie musste den Weg sie finden lassen. So konnte sie hingehen wo sie wollte.
Also erhob sie sich und ging ihren Weg, sie ging ihn nicht mit ihren Füßen, sondern ließ sich von ihrem Herzen führen, Schritt für Schritt und ihr Weg fand sie.
Als sie immer sicherer wurde, wo sie hinwollte, tauchte aus dem Nichts eine Quelle vor ihr auf. Rund um die Quelle standen die einzigen Blumen des Waldes, sie waren das Schönste, was das Mädchen je gesehen hatte, zartgrünes Gras bettete die Quelle. Das Wasser aus der Quelle floss klar und quiklebendig zu ihren Füßen und versank dort in der Erde, wie es ihre Tränen getan hatten.
Doch das Wasser war nicht für die Bäume bestimmt, sondern für das Mädchen. Sie kniete nieder, formte ihre Hände zu einem kleinen Becher, füllte den Becher mit dem Wasser der Quelle und nahm einen Schluck. Das Wasser schmeckte in seiner Klarheit besser als jeder süße Nektar es getan hatte. Und kaum nahm sie den erweckenden Geschmack wahr veränderte sich die Welt um sie.
Sie stand nicht mehr länger in diesem Wald, der Boden unter ihren Füßen wurde fest, die Blumen und das Gras der Quelle breiteten sich aus und schienen bis zum Horizont zu reichen, die Sonne schien hell und warm. Und als ihr Blick dem Horizont folgte entdeckte sie ein Haus, aus dessen Kamin Rauch aufstieg. Ihr Herz begann freudig zu schlagen, sie lächelte und in ihr stieg eine vermisste wohlige Ruhe und Sanftmut auf.

Das Mädchen sah nicht einmal mehr zurück, erhob sich und machte sich klar und mutig auf nach Hause.