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Betreten auf eigene Gefahr

Eltern haften für ihre Kinder

Do not try this at home

14.11.2007

Don't you forget about me

So.

Aufgestanden um sechs, nach einer der vielen Nächte ohne wirklichen Schlaf, gekotzt, weil mir immer und ständig schlecht ist, geheult, weil ein bestimmtes Lied* im Radio kam -sagte ich noch, ich tue das selten?- zum Zug gegangen, Zug macht mir vor der Nase die Türe zu und fährt ab.

Auf dem Weg zum Bahnhof war ich in Gedanken hier, was ich schreiben würde, was ich schrieb. Von dem Grossen, das mich lieben soll. Und der Vorstellung, ich sei das. Einen unendlich kurzen Moment dachte ich, ich könne frei sein. Unendlich frei und damit gross. Frei von mir und mich von oben betrachten und alles im Blick haben. Und mir sagen, ich darf alles. Und es ist gut. Als ich die Treppen zum Zug hochbin, dachte ich, vielleicht verpasse ich ihn und es ist ein Zeichen.

Einen Moment habe ich überlegt den nächsten Zug zu nehmen. Dann bin ich aber gegangen. Zu meiner Hausärztin, der vertraue ich. Hatte in den letzten Wochen nur Vertretungen vor der Nase. Heute war sie da, hat mir zugehört. Ich sagte ihr, was abgeht, dass mir nur noch schlecht ist, ich nur noch weine, nicht schlafe und heftig an Gewicht verloren habe innerhalb von sehr kurzer Zeit. Habe von meiner Arbeitslosigkeit gesprochen, von der Fortbildung und der erlebten Sinnlosigkeit.

Sie hat mir eine Depression diagnostiziert, mich krankgeschrieben und mich an den Psychiater überwiesen.

Komisches Gefühl. Endlich hat mir doch jemand zugehört. Mich aus dem Verkehr gezogen, was das war, was ich wirklich ersehnte. Und mir die Depression bestätigt, die ich lange, sehr lange schon vermute. Endlich hat jemand das gesagt, was ich seit langem denke. Ich könnte schwören es ist nicht meine erste. Aber diesmal hat es jemand gesehen. Irgendwie tröstet mich das ungemein. Und entlastet. Ich muss nicht an diese Schule. Ich habe Ruhe für mich, nichts anderes wollte ich. Aber es ist trotzdem nicht lustig so eine Diagnose. Mein ganzer Körper hat reagiert, ich hab am ganzen Leib gezittert. Tue ich jetzt noch.


Was ich schreiben wollte.

Was immer Thema war.

Ich meine ich sei nicht richtig. Ich sei verrückt, wie ein Tisch, der nicht an der richtigen Stelle steht. Nicht wahnsinnig, aber verrückt. Ich sei innerlich falsch gepolt.

-Habe ich jetzt endlich die Zeit, nach der ich mich seit Jahren sehne? Frei von allem, freigestzt um nur für mich dazusein? Oh Gott, wäre das gut-

Zudem immer schuld. Ich habe mir geschworen, weil ich als Kind einer Pädagogin schon immer wußte, wie es ist, ich würde mir nicht die Schuld geben.Weil doch die Kinder, denen sexuelle Übergriffe passieren immer meinen sie seien schuld. Ich wollte das kategorisch für mich ausschließen. Und in einem Seminar an der Schule kam es zurück, die Gruppe reflektierte, ich habe mir für eine falsche Kommunikation die Schuld gegeben. Ich hab das wie immer kategorisch abgelehnt und gesagt, das kann ich nie gesagt haben. Bei genauer Betrachtung habe ich mich aber entschuldigt, und das habe ich tatsächlich und als erste Reaktion auf eine Kommunikation, bei der nicht rauskam, was sollte. Ich habe mich entschudigt, also meine ich, ich habe Schuld. Ich vermute dieses Schuldgefühl ist älter, war schon vor dem Übergriff ein Teil von mir. Weil Scheidungskinder meinen es genauso. Kinder meinen sowieso oft bei traumatischen Erlebnissen, sie seien schuld. Wahrscheinlich war es gar nicht der Übergriff, sondern die Scheidung, die viel vorher geschah.

Und ich war vor Jahren bei der falschen Therapeutin. Weil ich wußte schon immer, dass die drei Dinge- die Scheidung, mein Stiefvater und der Überfall- meiner Persönlichkeit zutiefst geschadet haben. Aber richtig drauf eingehen wollte keiner.

Nur Anette. Aber die war was anderes. Die hat es gesehen, dass meine männliche Seite kaputt ist, quasi nicht vorhanden.

Und die fehlt mir. Fehlt mir so unendlich, dass ich das Gefühl habe falsch gepolt zu sein, dass mir Kraft und Durchsetzungsvermögen fehlt. Die ist es, die ich mir für mich wünsche. Das Grosse und Starke, das über mich kommen soll. Ist meine männliche Kraft. Dass ich eine weibliche Person bin, denke ich, ist offensichtlich.

Ich flirte aggressiv, oder intensiv, als Jugendliche habe ich mir schon die Jungs genommen, auf die ich Lust hatte. Ich wußte, ich bin ein Mädchen, also muss ich mit einem schlechten Ruf leben. War dann auch so. Ich kenne doch die Menschen. Egal, meine Freunde waren trotzdem meine Freunde und sind es bis heute.
Und trotzdem, ein Hauch von schlechtem Gewissen bleibt. Und ein Unklarsein. Mit weiblichen Reizen eine fragwürdige männliche Seite ausleben.
Und am Ende war ich immer verliebt.
Irgendwas passt da nicht, bordet über.

Davon wollte ich schreiben.

Eines Tages fügt das Bild sich zusammen. Ich weiss, das klingt alles recht unzusammenhängend. Für mich nicht. Aber die Querverweise suche ich noch. Dass alles ein Gerüst wird.

Und meine Gefühle hängen fest bei den Freunden. Unser Lied kommt im Radio. Schon damals. Was ein Kultfilm für uns, die wir jeden Tag dieses Nachsitzen hatten, da wir zusammen lebten, in einem Internat. Und der Böse, der Übercoole war auch dabei und die Schöne hat ihn bekommen.

Es war damals die geilste Zeit und ist es heute.



I will never forget you!




* Wie witzig, sehe ich gerade, ich habe mit der Sängerin doch glatt am gleichen Tag Geburtstag, jetzt weiss ich, warum mir ihre Stimme und Musik so nahe geht....